Donnerstag, 9. August 2012

Armenische Syrer nach Berg-Karabach?


Der Bürgerkrieg in Syrien schlägt seine Wellen bis in den Kaukasus: Nun diskutieren armenische Politiker, ob Flüchtlinge aus der armenischen Minderheit in der umstrittenen Region Berg-Karabach angesiedelt  werden sollen.

Etwa 100.000 armenische Christen leben in Syrien – ein großer Teil davon in der nordsyrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo, die zurzeit Schauplatz heftiger Gefechte zwischen regimetreuen Sicherheitskräften und der Freien Syrischen Armee ist. Bittere Ironie für die syrischen Armenier: Viele von ihnen siedelten sich Anfang des letzten Jahrhunderts in Aleppo an – auf der Flucht vor der Armenierverfolgung der Osmanen und Jungtürken. Seit Anfang des Jahres sollen bereits über6.000 syrische Armenier im Kaukasus Zuflucht  gesucht haben.

Für einige armenische Politiker aber scheinen die Neuankömmlinge auch eine willkommene Gelegenheit, um der demografischen Stagnation in Berg-Karabach entgegenzuwirken – sehr zum Unmut von Aserbaidschan, dass internationalen Vermittlern Widerstand gegen eine Verbindung von Kaukasus- und Syrien-Konflikt bedeutet hat.

Die Debatte um die Ansiedlung der syrischen Armenier findet inmitten einer Verschärfung des Berg-Karabach-Konflikts statt. Russland hatte Mitte Juni angekündigt, seine Truppenpräsenz in Armenien bis Ende des Jahres zu verdoppeln. Am Rande des G20-Gipfels in Mexiko-Stadt hatten Barack Obama, Wladimir Putin und François Hollande in einer gemeinsamen Erklärung auf eine friedliche Beilegung des Berg-Karabach-Konflikts zwischen Armenien uns Aserbaidschan gedrängt. Zuletzt hatten die Streitkräfte beider Seiten sich immer der Scharmützel geliefert, bei denen dutzende Soldaten ums Leben kamen.