Donnerstag, 1. März 2012

Sarkozy flüchtet vor Demonstranten


Bayonne - Als Nicolas Sarkozy in der Limousine vorgefahren wurde, wartete in der Hafenstadt Bayonne schon eine große Menschenmenge - zwar begrüßten ihn seine Anhänger mit "Nicolas"-Rufen, aber die Buhrufe und Pfiffe Hunderter Gegner waren deutlich lauter. "Sarko, Präsident der Reichen", riefen manche, andere warfen Flugblätter der Basken-Vereinigung Batera in die Luft. Viele Sarkozy-Gegner trugen Plakate von François Hollande, der bei der Präsidentschaftswahl im April für die Sozialisten gegen den konservativen Amtsinhaber antritt.

Schutz für den französischen Präsidenten: Ein Sicherheitsmann spannt in Bayonne...
Es wurde richtig ungemütlich für Sarkozy: Die Pöbeleien und Beschimpfungen nahmen kein Ende, in den engen Gassen Bayonnes musste sich der Präsident regelrecht seinen Weg bahnen. Als baskische Separatisten mit Papierkugeln auf ihn warfen, wurde es dem Staatschef zu heikel - er flüchtete sich in die Bar du Palais im Zentrum Bayonnes. Spezialeinsatzkräfte der Polizei marschierten auf und sicherten das Café, um weitere Krawalle zu verhindern. Demonstranten gelang es dennoch, Eier gegen die Scheiben des Cafés zu werfen. Er lasse sich von einer Gruppe von Unruhestiftern nicht aufhalten, sagte Sarkozy trotzig: "Wir sind hier in Frankreich", und er gehe an jeden Ort, den er besuchen wolle. Wenn das gewissen Leuten nicht passe, sei das deren Problem.
Rund eine Stunde harrte Sarkozy in dem Café aus und sprach dort mit Bürgern der Stadt. Aus der Sicherheit des Lokals heraus verurteilte er "die Gewalt einer Minderheit und ihr inakzeptables Verhalten". Später verließ Sarkozy das Café - beschützt von der Polizei, ein Regenschirm wurde aufgespannt, um mögliche Ei-Attacken abzuwehren.
Sarkozy war sichtlich wütend: Die Proteste seien von seinen Rivalen von der sozialistischen Partei organisiert worden. Sie würden sich mit baskischen Untergrundkämpfern zusammentun. Auch Sarkozys Wahlkampfsprecherin Nathalie Kosciusko-Morizet warf den Sozialisten vor, Demonstrationen zu organisieren und dabei auch mit Basken zusammenzuarbeiten.
Hollandes Sprecherin Delphine Batho wies die Anschuldigungen zurück. Die Sozialisten unterstützten derartige Vorfälle nicht und verurteilten jede Form von Gewalt. Wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete, hatten in Bayonne zwar auch Anhänger der Sozialisten gegen Sarkozy demonstriert und unter anderem das Wahlprogramm von Hollande hochgehalten. An den Krawallen hätten sie sich jedoch nicht beteiligt. In Umfragen liegt Sarkozy derzeit deutlich hinter Hollande.
Zuletzt hatte die französische Polizei einen Mann festgenommen, der Sarkozy mit dem Tode gedroht haben soll. Der 45-Jährige hatte am Montag mehrfach bei der Polizei in Bordeaux angerufen und behauptet, er habe Geld dafür erhalten, den Präsidenten der Republik umzubringen. Der Mann war der Polizei bereits durch mehrere gewalttätige Übergriffe bekannt. Auch der sozialistische Kandidat Hollande wurde im laufenden Wahlkampf bereits mehrfach bedroht.

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